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„Geht’s denn wirklich immer um mehr Milch?“

Informationsveranstaltung des Verbundes familienfreundlicher Unternehmen zeigt neue Sicht auf Mitarbeiterführung.

„Was hat Mitarbeiterführung mit Milch zu tun?“ – Diese Frage stellte nicht nur Renate Hitz, Geschäftsführerin des Verbundes familienfreundlicher Unternehmen e. V. Oldenburger Münsterland, im Rahmen einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend im Ludgerus-Werk in Lohne, auch die anwesenden Verbund-Mitglieder waren neugierig darauf, was sich hinter dem Titel des Vortrages „Geht’s denn wirklich immer um mehr Milch?“ verbergen würde. Die Antwort gaben Dr. Cornelia Schmedes und Isabel Tepe von der Firma Arbeitserleben GbR aus Vechta. Sie hinterfragten die aktuelle Arbeitswelt, deren Erfolg in erster Linie in monetären Zahlen gemessen würde. Um bei dem Beispiel mit der Milch zu bleiben, hieße das: Immer weniger Kühe sollen immer mehr Milch geben. Es zähle die Milchleistung. Übertragen auf die Arbeitswelt führe eine solche Unternehmenskultur zu höherem Stress für Mitarbeitende, hoher Mitarbeiterfluktuation und steigenden Krankenstände. So seien beispielsweise im Landkreis Vechta lt. DAK die Fehltage je 100 Versicherte von 3,3 Prozent im Jahr 2020 auf 5,5 Prozent im 1. Halbjahr 2024 gestiegen.
Dass es auch anders gehen könne, machten die beiden Referentinnen wieder am Beispiel eines Landwirtes aus Süddeutschland deutlich. Anstatt den Erfolg seiner Milchkühe an der jährlichen Milchleistung zu messen, liegt sein Fokus auf der Gesundheit und der Lebensleistung seiner Kühe. So wurden beispielsweise die Haltung und das Futter angepasst sowie der Besamungsrhythmus geändert, sodass die Kühe nicht mehr jedes Jahr trächtig werden. Im Ergebnis sind die Kühe weniger krank und die Tierarztkosten sind geringer, die Lebenszeit der Kühe wird verlängert und dadurch wird weniger Kapital für die Neuanschaffung benötigt.
Die Themen Unternehmens- und Führungskultur bekommen eine besondere Brisanz vor dem Hintergrund des Generationenwechsels, der in den Unternehmen stattfinde, so die Referentinnen. Die Babyboomer gehen in Rente, es folgen neue Mitarbeitende der Generation Z. „Damit geht eine Verschiebung der Werte einher. Waren bei der Babyboomer-Generation noch Werte wie Traditionalismus und Gewissenhaftigkeit stark ausgeprägt, sind laut aktuellen Trendstudien für die Generation Z Werte wie Genuss, Sinnhaftigkeit aber auch Familie, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Freiheit von großer Bedeutung“, erläuterte Isabel Tepe. „Die Generation Z wächst in einem Arbeitnehmermarkt auf. Entscheidungen für einen Job, halten nur so lange, wie das Unternehmen den Werten der jungen Generation entspricht oder bis sich ein besseres Angebot ergibt. Darauf müssen sich die Unternehmen einstellen“, mahnten die Referentinnen. Der Schlüssel liege in New Work, einem modernen Arbeitsmodell, das von dem Sozialphilosophen Frithjof Bergmann geprägt wurde und auf den Werten Selbständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft basiere. „Nur etwas New Work bringt aber nichts. Es reicht nicht, mal einen Obstkorb hinzustellen oder flexible Arbeitszeiten anzubieten“, betonte Dr. Cornelia Schmedes. Ihr Ansatz für eine neue Unternehmenskultur beruht auf fünf Punkten: Teams stärken, nicht-wirtschaftliche Erfolge betrachten und kommunizieren, Werteentwicklung als Teil der Unternehmenskultur definieren, Sinnhaftigkeit der Arbeit sichtbar machen und Hierarchien abbauen.
Renate Hitz bedankte sich bei den Referentinnen für den anschaulichen Vortrag ebenso wie bei Annette Kröger, Vorstand des Ludgerus-Werkes, für die Gastfreundlichkeit. Bereits zur Begrüßung hatte Annette Kröger einen Überblick über die zahlreichen Angebote und Projekte des Ludgerus-Werk als Familienbildungsstätte und Volkshochschule gegeben. Dazu gehören neben den klassischen Kursen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung auch berufsvorbereitende und berufsbildende Maßnahmen, Schulabschlusskurse, Sprach- und Integrationskurse sowie Kooperationen wie z. B. mit den Gefängnissen im Bereich der beruflichen Bildung.

Foto: Martina Böckermann
Von links: Carsten Groneick (2. Vorsitzender des Verbundes familienfreundlicher Unternehmen e. V), Isabel Tepe (Arbeitserleben GbR), Renate Hitz (Geschäftsführerin des Verbundes familienfreundlicher Unternehmen e. V.), Annette Kröger (Vorstand Ludgerus-Werk), Katja Meyer-Sieveke (1. Vorsitzende des Verbundes familienfreundlicher Unternehmen e. V.), Dr. Cornelia Schmedes (Arbeitserleben GbR)